
Mit Freunden zum ehemaligen Kunsthaus Tacheles in Berlin Mitte. Das Stahlbetongebäude in der Oranienburger Straße wurde nach der Wende von einer Künstlerinitiative besetzt. Die Geschichte der Irrungen & Wirrungen zu erzählen, würde sich unbedingt lohnen, aber diesen Rahmen sprengen. Heute werden die Graffitis und Wandmalereien nur noch als Dekoration aus der wilden, kreativen Zeit in den 1990er Jahren genutzt. Alles wurde hochwertig restauriert und in den neuen, gleichfalls hochwertigen Gebäudekomplex integriert. In den oberen Etagen des ehemaligen Tacheles zeigt die Kunsthalle Fotografiska Berlin in Wechselausstellungen hochstilisierte und sterile Arbeiten. Man schlendert durch die abgedunkelten Räume einer schönen, neuen Welt. Die Geschichte des Tacheles ist eine vertane urbane Chance mehr in der Hauptstadt des Immobilienkapitalismus.
Der Kontrast zu der Lichterfelder Villa des Bühnenbildners Achim Freyer, der im März 90 Jahre alt wurde, könnte nicht größer sein. In den 70er Jahren kaufte er das Haus und rettete es vor dem Abriss. Nach wie vor wohnt der Künstler dort in der obersten Etage, in den anderen Stockwerken kann man die riesige Sammlung von Achim Freyer (nach Voranmeldung) besichtigen. Über 2.500 Werke sind zu sehen, “demokratisch” nach seinem Gusto gehängt. Neben Picasso, Dalí, A.R. Penck und Neo Rauch finden sich beeindruckende Werke der Art Brut neben zufälligen Funden auf Reisen und Flohmärkten. Mir gefällt ein kleines Stück Teer, das Freyer auf der Straße entdeckte und hinter Glas setzte. Inzwischen hängen Bilder auch an der Decke, und es versteht sich, dass fast alle Fenster dieser Wunderkammer zugestellt sind. Im Hochparterre werden übrigens großformatige Arbeiten des Künstlers selbst gezeigt, die man nach Belieben umstellen darf.
Das würde man gerne mal mit den Einzeletats des Bundeshaushalts für das Wahljahr 2025 tun. Was würde die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau, die Altkanzlerin Angela Merkel so gerne bemühte, nach einem Kassensturz machen. Fest steht, dass es hinten und vorne nicht reicht, dass es Zeit für eine harte Bestandsaufnahme ist. Den größten Etat hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dafür stehen 2024 171,1 Milliarden Euro zur Verfügung – das sind fast 50% des Gesamtetats in Höhe von 384,2 Milliarden Euro (Quelle: statista). Trotzdem kann der Fachminister Hubertus Heil nicht aus dem Vollen schöpfen. Im Gegenteil: es klemmt an allen Ecken und Enden. Fast alle Ministerien fordern für 2025 höhere Etats. Wie geht dem? Nach meiner Meinung gar nicht. Entweder wird quer durch alle Ministerien gespart oder die Schuldenbremse im Grundgesetz gelockert – dazu braucht es eine 2/3 Mehrheit. Solche Zeiten spielen der Opposition in die Hände. Im aktuellen ARD DeutschlandTrend kommt die Union auf 31% und die AfD auf 18%; die SPD und die Grünen bekämen zusammen etwas weniger als die CDU/CSU. Regieren ist und bleibt ein undankbares Geschäft.
