Realitäten

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Trolley – New Orleans, 1955. Das Titelbild des berühmten Fotobuchs „The Americans“ von Frank Roberts. © Robert Frank . Courtesy Pace/MacGill Gallery, New York

Berlin ist Deutschlands Kinostadt, nicht bloß wegen der Berlinale. Kleine Filme, die woanders nie laufen, kann man in der Hauptstadt noch Wochen nach dem Start sehen, etwa Born in Evin. Sonntagmittag also ab über die Dächer von Kreuzberg, denn die Sputnik-Kinos am Südstern sind im 5. Stock. Das kleinere Kino ist erstaunlich gut besucht, knapp zwei Dutzend Besucher*innen wollen erfahren, wie sich die Schauspieler & Regisseurin Maryam Zaree einer Realität ihres Lebens vergewissert. Die Tochter der Frankfurter GRÜNEN-Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg wurde im berüchtigten politischen Gefängnis Evin im Iran geboren und verbrachte dort die ersten beiden Jahre ihres Lebens. Nie wurde dieses „Familiengeheimnis“ Thema bei ihrer Mutter, einer studierten Psychologin, und deren Partner, der sich als Psychoanalytiker mit der Weitergabe von Traumata beschäftigt. Der Dokumentarfilm zeigt diese schmerzliche Recherche, lässt aber allen Beteiligten ihr Geheimnis und ihre Würde.

Das gilt unbedingt auch für die Fotografien von Robert Frank, die im C/O Berlin gezeigt werden („Unseen“ nur noch bis zum 30.11.). Sein Zyklus „The Americans“ aus dem Jahr 1959 muss damals eine Sensation gewesen sein, ein Schock, denn Frank hat auf seiner Reise durch Amerika kein „keep smiling“ dokumentiert sondern seinen radikal subjektiven Blick auf das Leben von Menschen, die nicht viel zu lachen haben. Gleichwohl werden sie nicht bloß gestellt; auch er lässt ihnen ihre Würde und ihr Geheimnis und dem Betrachter Raum. „Etwas muss für den Betrachter übrig bleiben“, schreibt Robert Frank, „er muss etwas zu sehen haben. Es ist nicht alles schon für ihn vorformuliert.“ Sein berühmtes Buch erschien übrigens 1958 zuerst in Frankreich; „Les Américains“ ist derzeit neu nur in der französischen Ausgabe bei Amazon lieferbar.

Während die Fotografie immer auf die Realität bezogen bleibt, schafft die Kunst sich eine eigene. Das gilt besonders auch für die Digitale Kunst, die im Markt immer noch ein Nischendasein fristet, wie Wolfgang Liesen in einem Gespräch zur Ausstellung „Digitale Welten“ im Museum Sinclair in Bad Homburg erzählte. Der Geschäftsführer der Berliner DAM GALLERY beschäftigt sich schon lange mit dieser Kunst; erstaunlicherweise plädiert gerade er für eine „real existierende Galerie“. Das weit verbreitete Vorurteil ist natürlich Quatsch, solche Kunst mache der Computer. Was dem Maler der Pinsel, ist dem digitalen Künstler die Programmierung. Dennoch ist es immer noch irritierend, sich einfach eine Zip-Datei zu kaufen, die permanent neue Werke und Realitäten produziert. Womöglich würde sogar Theodor W. Adorno die Noblesse dieser Kunstwerke anerkennen. „Ernst Schoen“, notierte er in seiner „Ästhetischen Theorie“, „hat einmal von der unübertrefflichen noblesse des Feuerwerks gesprochen, das als einzige Kunst nicht dauern wolle sondern einen Augenblick lang strahlen und verpuffen.“ Bald ist schon wieder Silvester.

Ohne Worte

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Lara (Corinna Harfouch) im „Drama ungeliebten Lebens“ (Jan-Ole Gerster). © STUDIOCANAL / Frederic Batier

Uraufführungen sind immer besonders spannend und in Opernhäusern selten. Die Intendanten setzen auf bewährte Schlachtrösser von Verdi, Mozart und Wagner; damit entspricht man den Wünschen & Erwartungen des Publikums. Gleichwohl ist die Deutsche Oper in Berlin bestens besetzt, als zum ersten Mal „Heart Chamber“ von Chaya Czernowin aufgeführt wird. Zwei Werke der israelischen Komponistin wurden von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ bereits zur „Uraufführung des Jahres“ gewählt. „Heart Chamber“ dürfte diese Ehrung wohl kaum zuteilwerden; die „Erforschung der Liebe“ im 21. Jahrhundert kommt über Tableaus der Fremdheit und Entfremdung nicht hinaus. Zwischen Mann und Frau geht gar nichts von Anfang bis zum Ende der 90 teils sehr langen Minuten. Musikalisch passiert hingegen um so mehr: Czernowin lotet mit dem fabelhaften Orchester des Hauses und grandiosen Stimmen (Patrizia Ciofi/Sopran und Dietrich Henschel/Bariton) neue Klänge & Räume aus. Bisweilen scheint ein Wispern und Summen durch das weite Rund des Hauses zu gehen. Allein, sie wäre gut beraten, sich ganz auf diese Qualitäten zu verlassen und nicht auch noch das Libretto zu verfassen.

Dass es nicht vieler Worte bedarf, um eine Geschichte zu erzählen, beweist der Regisseur  Jan-Ole Gerster mit seinem Film „Lara“. Nach seinem sensationellen Debüt „Oh Boy“ (2012) hat er sich zum Glück Zeit gelassen – und nicht schnell etwa „Oh Girl“ nachgeschoben. An ihrem 60. Geburtstag kommt Lara (beeindruckend gespielt von Corinna Harfouch) zu einer ernüchternden Bilanz ihres Lebens: mehr wäre als Pianistin möglich gewesen, stattdessen fristete sie ihr Dasein in irgendeinem Verwaltungsjob bei der Stadt Berlin. Um so mehr widmete sie sich der Förderung & Karriere ihres Sohnes (Tom Schilling) und kann doch seine Erfolge nicht anerkennen; vor der Uraufführung kanzelt sie eine Komposition von ihm als „musikantisch“ ab. Eine Vernichtung! Aber Lara steht vor den Trümmern ihres eigenen Lebens: isoliert, desillusioniert, aber nicht deprimiert. Sie spielt wieder Klavier…

Auf meinen Fahrten nach Frankfurt arbeite ich mich immer durch die letzten Ausgaben des Berliner Tagesspiegels – und stieß dabei auf eine sehr positive Rezension der Biographie „Die Weizsäckers. Eine deutsche Familie“ von Hanns-Joachim Noack (Siedler Verlag). „Kaum eine deutsche Familie“, schreibt Christine Brinck, „ist ohne Schuld durch die Geschichte gegangen, aber neu zu denken und Einsichten zu produzieren, die sich historisch niederschlagen, ist nicht jeder Familie gegeben. Die Weizsäckers haben das bis heute erstaunlich konstant und kontinuierlich geschafft.“ (11.11.19) Abends erschüttert mich die Nachricht, der Mediziner Fritz von Weizsäcker wurde nach einem Vortrag in der Schlosspark-Klinik erstochen. Der offenbar psychisch gestörte Mörder wollte eigentlich seinen Vater Richard von Weizsäcker († 31.01.2015) richten, weil der in den 60er Jahren in der Geschäftsführung von Boehringer in Ingelheim auch dafür verantwortlich gewesen sei, dass Produkte zur Herstellung des hochgiftigen Entlaubungsmittels „Agent Orange“ für den Vietnamkrieg an Dow Chemical nach Amerika geliefert wurden. Mir fehlen die Worte.

Zukunft

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„Trans Nature“ von Miguel Chevalier im Museum Sinclair Haus in Bad Homburg. © Karl Grünkopf

Die Zukunft gehört der Bahn, schwadronieren gerne Politiker, die nie mit dem Zug fahren. Die Gegenwart verspielt die DB fast jeden Tag. Mir schwant schon nichts Gutes am letzten Sonntag, und ich steige deshalb im Hauptbahnhof ein. Alle Befürchtungen werden übertroffen: die Wagen 31 – 38 fehlen ganz, die Nummern der Waggons können nicht angezeigt werden, natürlich auch nicht die Reservierungen. Los geht‘s im überfüllten Zug bis Berlin-Südkreuz. Dort dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht weiterfahren: der Zug ist überfüllt, zu viele Fahrgäste stehen in der Mitte. Die DB lockt mit 25-€-Gutscheinen, wenn die Fahrgäste in den Zug wechseln, der via Leipzig nach Frankfurt fährt. Wir kommen auch in Halle und Erfurt nicht gleich weiter: zu viele stehen in den Gängen. Dass wir Frankfurt nur mit einer Verspätung von 38 Minuten erreichen, grenzt an ein Wunder. Dass die Klimaanlage wieder einmal zu stark kühlt und das WLAN nicht funktioniert, passiert eben bei der DB, die angeblich einen Investitionsbedarf von 50 Milliarden € hat. Neulich erzählte mir ein Vielfahrer, dass mit zusätzlichen 5 Millionen Fahrgästen zu rechnen sei, wenn die Mehrwertsteuer für Bahn-Tickets auf 7% gesenkt wird. Dann ist endgültig Schluss mit lustig beim Zugfahren.

Entspannte Reisen werden wir bald nur noch virtuell erleben, ähnlich wie die Idylle der Natur. Diesem  Thema hat sich das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg in einer spannenden Ausstellung gestellt: „Illusion Natur. Digitale Welten“. Wir sehen die Natur in den Arbeiten der Künstler, wie sie schon (längst) nicht mehr existiert: für sich und ohne menschlichen Zugriff. Besonders beeindruckend ist ein mit schwarzer Folie ausgeschlagener Raum mit einer riesigen Leinwand: hier erleben die Besucher*innen nicht die Illusion einer heilen Natur, der Künstler Miguel Chevalier hat vielmehr eine „Trans-Nature“ geschaffen, in die man vollkommen eintauchen kann; es fehlen nur Liegestühle. Wie immer sind in diesem kleinen, feinen Museum treffende Zitate direkt auf die Wände geschrieben. „Der Mensch lebt von seinen Illusionen“ (Wilhelm Raabe). Diese Ausstellung läuft noch bis zum 02.02.2020. Ich komme wieder.

Von seinen Illusionen lebt auch der Haushaltsausschuss des Bundestags. Es wird sich als Täuschung erweisen, dass die sog. Kunst-Scheune zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie beide Solitäre nicht durch seine schiere Größe und Wucht erschlägt. Oder dass man mit den nun bewilligten 364 Millionen € auskäme. Die Chance, das völlig verhunzte Berliner Kulturforum städtebaulich neu zu gestalten, wurde schändlich vertan, alldieweil andere Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vergammeln und über schmale Ankaufsetats verfügen. Schon lästern Spötter über das Taj Mahal der Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Schlimmer hätte die Zukunft des Kulturforums nicht aussehen können.

 

 

 

Eine Quote für die Note

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Back to the Roots: das Gard Nilssen Trio live & ohne Noten im Auster Club. © Karl Grünkopf

Am letzten Abend des JazzFest Berlin schließt sich der Kreis. Wie zu Beginn im Gropius-Bau steht wieder der ewige Avantgardist Anthony Braxton auf der Bühne. Mit einer verschworenen Gemeinschaft, die seine geheimnisvollen, graphisch-bunten Notierungen lesen & spielen können, entwickelt er seine rätselhaft-beliebigen Klangwelten und erreicht das Publikum so wenig wie das KIM Collective mit seiner„Fungus Opera“. Auch die anderen „Deutschlandpremieren“ überzeugen nicht, etwa Eve Rissers schlichte Spielereien auf einem präparierten Klavier inkl. Rhythmusmaschine. Sie war zuletzt 2016 beim JazzFest, ein Jahr später schon einmal der Trompeter Ambrose Akinmusire, dessen aktuelles Projekt „Origami Harvest“ man schnell vergessen wird. Warum wurde statt dessen nicht an die quicklebendige New-Jazz-Szene in der DDR erinnert, 30 Jahre nach dem Mauerfall. Cony Bauer, Ernst-Ludwig Petrowsky, Joe Sachse oder Günter „Baby“ Sommer sind Meister der freien Improvisation. Noten brauchen solche Jazzer nicht!

Dass große Formationen und Bigbands nicht ohne Noten auskommen, versteht sich natürlich von selbst. Aber das Festival setzt heuer zu sehr auf „akademischen“ Jazz, wie er an den Hochschulen gelehrt wird. Was die Absolventen dort nicht oder zu wenig lernen, ist, was den Jazz erst ausmacht: Improvisation und ein eigener Personalstil. Charlie Parker, John Coltrane oder Ornette Coleman sind und bleiben einzigartig, während die Notenspieler mit klassischem Ernst musizieren – und oft nur langweilen wie etwa das Australian Art Orchestra. Insofern fordere ich eine Quote im nächsten Jahr: nur die Hälfte der Musiker*innen darf vom Blatt spielen, die anderen können zeigen, was sie als Jazzer draufhaben.

Trotz Noten überzeugt der Schlagzeuger Christian Lillinger mit seinem bereits in Donaueschingen aufgeführten Projekt „Open Form For Society“, aber den herzlichsten Applaus heimst „Melodic Ornette“ von Joachim Kühn mit der wunderbaren hr-Bigband ein. Wegen Sanierungsarbeiten am Haus der Berliner Festspiele könnte dem JazzFest im nächsten Jahr ein Umzug in das ehemalige Weddinger Krematorium „Silent Green“ drohen. Eine gute Gelegenheit, sich von allzu vielen Performances, Premieren, Projekten – und Noten zu verabschieden. Back to the Roots, back to Jazz! Also gleich zwei Tage später in den Kreuzberger Auster Club zum kurzen Auftritt des Trios um den großartigen norwegischen Schlagzeuger Gard Nilssen. Nadine Deventer ist im Publikum. Ob sie auch so emotional berührt wird wie von Anthony Braxton und dem KIM Collective,  ist nicht auszumachen; die Kuratorin des JazzFest ist mit ihrem Smartphone beschäftigt. Dabei sein ist alles.

Irgendwann hört der Spaß auf

Die 5 glorreichen Sieben in der Bar jeder Vernunft
Schräg & überdreht: Katharina Thalbach läßt es richtig krachen. © Barbara Braun / BAR JEDER VERNUNFT

Wieder mal in die „Bar jeder Vernunft“. Eine Premiere steht auf dem Programm: „Die 5 glorreichen Sieben“, eine trashige Western-Show von fünf Frauen. Sie wollen es krachen lassen wie die Kerle und sich einen Herzenswunsch erfüllen. Die sog. Story, über die man getrost hinweggehen kann, beginnt schwerfällig, die Überleitungen zwischen den Songs kommen hölzern und krampfhaft witzig daher – bald sitze ich in einem Karl-May-Film. Dabei gibt es durchaus ein paar tolle Momente, etwa wenn Katharina Thalbach „I was born“ herrlich schräg & überdreht anstimmt; Anna Mateur und Meret Becker können neben dem alten Zirkuspferd durchaus bestehen. Nach der Pause hat das Quintett aber einen kompletten Blackout. Anders lässt sich die Szene im Bordell voller Zoten im Klartext nicht erklären. Plötzlich sind wir im falschen Film, und es läuft eine sog. Sexkomödie von Alois Brummer. Zum Glück geht’s bald wieder mit Karl May weiter – bis zum umjubelten Finale. Es genügt, wenn’s vergnügt. Die Show läuft noch bis zum 17. November und ist restlos ausverkauft. I’m amazed!

Leicht kann aus Spaß blutiger Ernst werden, wenn ewige Demütigungen & Erniedrigungen plötzlich in Gewalt umschlagen. Das Indianerspiel in einer Seouler Luxusvilla endet tödlich für den Besitzer, aber der Film „Parasite“ – heuer ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes – verheißt den Underdogs aus der Unterstadt dennoch keinerlei Hoffnung. „Der Aufstieg ist ausgeschlossen, das ist reines Phantasma“, befindet der Regisseur Bomg Joon-ho über die zementierten Klassenverhältnisse in Südkorea; seine Diagnose scheint auf spätkapitalistische Gesellschaften insgesamt zu passen. Auch „Joker“ (sensationell gespielt von Joaquín Phoenix) besitzt von Anfang an keine Chance. Die durch ihn inspirierte Revolte der Clowns hat keine Perspektive. Der Joker sitzt am Ende wieder in der Psychiatrie und lacht irrwitzig. Womöglich ist das die letzte Geste des Widerstands. Wir alle leben weiter, über unsere Verhältnisse und auf Kosten der Zukunft.

Trotzdem können wir uns noch immer freuen, etwa wenn der Entertainer Rick Maverick als Elvis-Double eine Hochzeitsgesellschaft aufmischt, alldieweil in Berlin das JazzFest 2019 spektakulär im Martin-Gropius-Bau von Anthony Braxton eröffnet wird. Ich habe meinen Jazzfreund Werner van Treeck gebeten, seine Eindrücke dieses Events wiederzugeben. Er hat vor einiger Zeit „Dummheit – Eine unendliche Geschichte“ im Reclam Verlag veröffentlicht und ist ein profunder Musikkenner. „Anthony Braxton gehört zur ersten (Gründungs-)Generation der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) in Chicago. Erste Aufnahmen gab es 1967/68 (bei Delmark), und 1969 (mit Gunter Hampel und Willem Breuker bei Birth Records); seitdem eine fünfzigjährige, nicht mehr überschaubare Produktivität in einer eigenwilligen Personalstil-Entwicklung im Rahmen vorwiegend frei improvisierter Musik, auf der Grundlage von rund 500 Kompositionen. Eine Art Synthese dieser Musik stellt das ‚Sonic Genome‘ dar, das in rund 6 Stunden mit etwa 60 MusikerInnen im Gropius Bau aufgeführt wurde: Eine hybride Konstruktion, gespielt zunächst vom gesamten Orchester, dann in wechselnden Konstellationen und Besetzungen im gleichen Atrium oder in verschiedenen Räumen, zwischen diesen wandernd, sich neu zusammensetzend, nach groben Verabredungen, doch frei entschieden von MusikerInnen… und Zuhörern, die ebenfalls zwischen Gruppen und Räumen sich frei bewegen und zwischendurch auch zum wieder vereinigten Gesamtorchester zurückkehren. Was für den Komponisten und seine MusikerInnen eine enorme Herausforderung ist, ist dies erst recht für das Auditorium: Wer überblickt 500 Kompositionen oder auch nur Teile davon, stiftet Beziehungen zwischen ihnen, vermag so etwas wie eine Synthese über die ganze Spielzeit nachzuvollziehen? So faszinierend das Projekt ist, so zufällig und willkürlich erscheinen die ausgewählten und erwanderten Klangerlebnisse. Vielleicht muß man sich von traditionellen Werkvorstellungen lösen, vielleicht ist dies ein Vorgriff auf eine musica perennis.“ Alles ist möglich, aber ein Ziel gibt es nicht. Da gratulieren wir noch rasch der alten Dame FAZ, die heute ihren 70. Geburtstag feiert. Zumindest dieses Ziel wurde erreicht.