
Was haben Oper, Sauna und Yoga gemein? Der Besuch muss in Zeiten der Pandemie geplant und das Risiko bewertet werden. Setze ich mich in ein voll besetztes Haus, um die konzertante Aufführung einer Operette zu erleben, wage ich einen Aufguss, gehe ich ins Yoga-Studio? Ohne vorherige Recherche geht heutzutage fast nichts mehr. Vor einem Jahr wusste niemand, was 2G, 2G plus oder 3G bedeutet: heute haben wir das alle verinnerlicht, wobei sich die Vorgaben laufend ändern. Beim Konzert von Ralph Towner galt 2G plus, also geimpft oder genesen und aktueller Test. Im locker bestuhlten Konzertraum durften wir die Masken ablegen – dort muss ich dann wohl eine Begegnung mit erhöhtem Risiko gehabt haben (Corona Warn App). „Die Blume von Hawaii“ in der Komischen Oper Berlin war indes nur mit Test und Maske zu erleben und verschaffte uns ein gutes Gefühl, obwohl es nach dem Konzert vor den Garderoben zuging wie zu Spitzenzeiten in der U-Bahn.
Manchmal erfolgt aber eine Risikobewertung in der Situation. Eine weitläufige Anlage mit 11 Saunen (beim Gehen Maskenpflicht) schreckte uns unter 2G nicht. Vollkommen überrascht waren wir indes, als eine Lara am Counter uns erzählte, Aufgüsse gebe es auch schon wieder seit Oktober. Gleich mache sie den nächsten, wir könnten mitkommen. In der Sauna ist eine Ansteckung wegen der hohen Temperaturen nahezu ausgeschlossen. Trotzdem zähle ich insgeheim dreißig Feinde, die vielleicht das Virus verbreiten. Beim Yoga hingegen, meiner heiligen Stunde der Woche, habe ich weniger Bedenken – es kommen nur vier oder fünf Furchtlose; die anderen sind digital dabei. Fürs analoge Yoga gilt 2G plus, allerdings sind auch Selbsttests erlaubt. Diese ständige Risikobewertung aller Handlungen, diese Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie, diese permanenten Umplanungen strengen an. Die Zukunft ist ungewisser denn je. Das zehrt aus und macht müde.
Grund zur Vorfreude auf das Neue Jahr besteht allemal, denn auch in Deutschland haben (endlich) die Impfungen begonnen. Das notierte ich vor einem Jahr und hätte es nicht für möglich gehalten, wie wir heute dastehen. Über den Stand der Pandemie werden wir ab dem 10. Januar mehr wissen, wenn alle Daten gemeldet wurden. Deutschland im 21. Jahrhundert. Vielleicht werden der Expertenrat und der medial sehr präsente Gesundheitsminister Karl Lauterbach bis dahin wissen, ob mit der neuen Virusvariante die Pandemie ihren Schrecken verliert, wie es die Los Angeles Times in Aussicht stellt: „Omikron führt seltener zu schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten – insbesondere bei geimpften Personen. Dies könnte bedeuten, dass sich das Coronavirus auf dem Weg zu einem milden, endemischen Zustand befindet, der der Pandemie ein Ende bereiten würde.“ (30.12.21) Halten wir es für das Neue Jahr also mit Immanuel Kant: „Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“