
Die Tix sind höchst begehrt und im Vorverkauf innerhalb kürzester Frist ausverkauft. Nicht von Top-Acts im Pop ist die Rede, sondern von einem Theaterstück von William Shakespeare, das Anfang des 17. Jahrhunderts erstmals im Globe Theatre in London gespielt wurde. Wir sind zur 403. Aufführung in der Berliner schaubühne eingeladen. Die Premiere fand am 17.09.2008 statt, und seitdem steht der Hamlet mit Lars Eidinger in seiner Paraderolle auf dem Spielplan. Über 150.000 Besucher:innen haben die Inszenierung von Thomas Ostermeier inzwischen besucht, manche bestimmt schon mehrmals. Auch wir haben den Hamlet vor Jahren bereits einmal erlebt und folgen auch jetzt wieder gebannt der turbulenten Inszenierung, die weder Trash noch Klamauk scheut. Eidinger verausgabt sich in knapp drei Stunden völlig, bleibt aber stets Herr des Geschehens und geht immer wieder spontan auf sein Publikum zu
Die leisen Töne kommen bei diesem Überwältigungstheater etwas zu kurz. Hamlet ist ja nicht nur ein durchgeknallter Exzentriker, sondern ein verzweifelter Melancholiker. Den berühmten Satz “Es ist etwas faul im Staate (Dänemark)” haben wir gar nicht gehört, dabei passt er doch trefflich zur aktuellen Lage, vor allem in Berlin, wo CDU/CSU erst langsam begreifen, dass der Sieg bei der letzten Bundestagswahl allein nicht viel taugt. Der Söder Markus trat beim politischen Aschermittwoch auf primitive Weise gegen Robert Habeck nach; und der wahrscheinlich nächste Kanzler Friedrich Merz, dem es an politischem Instinkt mangelt, zahlt jeden Tag Lehrgeld. “Merz’ Ungeschicklichkeiten häufen sich”, hält der Tagespiegel fest. “Das kann einem Sorgen machen. Will da einer Kanzler werden, der es gar nicht kann?“ (12.03.25)
Wenn die Zeichen nicht trügen, haben sich die Parteien der Mitte jetzt darauf geeinigt, die Schuldenbremse im Grundgesetz zu ändern. Die Grünen haben durchgesetzt, dass neue Schulden auch für Klimaschutz neben Infrastruktur und Verteidigung aufgenommen werden sollen. Die Wahlversprechen der Union sind damit wohl vom Tisch, also keine höhere Pendlerpauschale, keine höhere Mütterrente oder ein geringerer Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie. Nun muss bekanntlich das Grundgesetz geändert werden, wogegen sich CDU/CSU vor ihrem Wahlsieg mit Händen und Füßen gewehrt haben. Das hat einen bitteren Beigeschmack. Es muss sein, aber es hätte früher geschehen können – und müssen. Sei’s drum. Die nächsten Probleme sind schon da. Nächste Woche hat ver.di neue Streiks angekündigt, BMW verzeichnet einen massiven Einbruch bei Gewinn und Umsatz. Weltweit nehmen die Krisen & Probleme zu, nicht zuletzt durch Trumps erratische Politik. Der Kanzler in spe Friedrich Merz – er wäre bei Amtsantritt der zweitälteste nach Konrad Adenauer – hat keine Zeit mehr, Fehler zu machen. Glückauf!
