Return to Sender

Die freundliche DHL-Mitarbeiterin händigt uns eine Sendung aus, die sofort unser Interesse weckt. Sie ist an uns adressiert, gleichzeitig sind wir aber auch der Absender. Die ursprünglichen Aufkleber auf dem Umschlag lassen sich nicht mehr entziffern – der Fall ist rätselhaft. Der Inhalt bringt mich indes sofort auf die Spur: ein Notizbuch von “Leuchtturm”. Anfang Oktober waren wir einige Tage bei einem Vetter in München; zum Dank schickte ich ihm einen “Leuchtturm”, der aber nie dort eintraf. Im Laufe der letzten Jahre habe ich ein Dutzend dieser wunderbaren Notizbücher vollgeschrieben und Zeitungsausschnitte oder Tickets eingeklebt. Ich schreibe immer mit Tinte, obwohl ich weiß, dass die Schrift mit der Zeit blasser wird und eines Tages ganz verschwindet. Ganz früher habe ich nur mit Bleistift geschrieben, aber lange schon mache ich mir täglich mit einem einfachen Patronenfüller Notizen. Dass sich das Rätsel des verschwundenen Leuchtturms ausgerechnet an Weihnachten aufklärte, freut mich ganz besonders. 

Wie großartig wäre es, ging mir durch den Kopf, wenn man eine falsche Politik einfach an den Verursacher zurückschicken könnte. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich in dieser Kolumne den französischen Regisseur Robert Lepage zitiert: “Die Geschichte schreitet blitzschnell voran, und alles, was die Menschen für normal halten, verändert sich unentwegt.” Bereits vor seiner Amtseinführung hatte Donald Trump kundgetan, dass die Vereinigten Staaten Grönland wegen seiner Rohstoffe und der geopolitischen Bedeutung benötigen. Nun hat er einen Sondergesandten für Grönland berufen und wieder einmal deutlich gemacht, dass für ihn das Völkerrecht so wenig giltwie für Putin. Mit welchen Argumenten sollten Trump und seine Sondergesandten Russland von der territorialen Integrität der Ukraine überzeugen, wo die USA in diesem Jahr das Völkerrecht immer wieder gebrochen haben. Der Angriff auf den Iran (Operation Midnight Hammer) ist zu nennen, die Aktionen gegen Venezuela oder ganz aktuell die Attacken gegen die ISIS in Nigeria, die angeblich in Abstimmung mit der dortigen Regierung erfolgten. 

Was sind die Ziele des amerikanischen Präsidenten und seines Kriegsministeriums? Darüber dürften viele US-Bürger und immer mehr Republikaner ins Grübeln geraten. Dem internationalen Aktivismus steht innenpolitisch eine spürbare Enttäuschung bei Trump-Wählern gegenüber. Die erratische Zollpolitik von Donald Trump hat ihnen nichts gebracht, im Gegenteil, Arbeitslosigkeit und Inflation sind gestiegen. Die letzten Wahlen haben die Republikaner verloren; am 06.11.26 finden die Midterms statt. Wie es derzeit aussieht, könnten die Demokraten gewinnen und sich die Machtverhältnisse in Amerika verändern. Der unerschrockene US-Comedian Jimmy Kimmel hat in seiner alternativen Weihnachtsansprache im britischen Fernsehsender Channel 4 eine ernüchternde Jahresbilanz gezogen. Er bezeichnete Donald Trump spöttisch als „King Donny the Eighth“, der nach Exekutionen ruft. Er warf ihm vor, die Grundlagen der Demokratie zu unterminieren – von der Pressefreiheit, über Wissenschaft, Medizin bis hin zurUnabhängigkeit der Justiz. Diese letzten Informationen fasste die KI zusammen. Lassen wir die Hoffnung nicht fahren. 

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