Day of Arts

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Erste Aktion des Tages: ich zahle als Senior im MoMA.  Kunstauftrieb dort. Kaum einer ohne Smart- oder Earphone, Macron erklärt seinen Franzosen die Moderne, kaum einer, der sich ein Bild in Ruhe anschaut. Das autonome Kunstwerk gilt (fast) nichts mehr, es sei denn als Kulisse. für Fotos und Selfies. Susanne fragt einen jungen Franzosen, warum er nicht schaut sondern knipst. Er wolle die Authentizität des Moments festhalten; er und das Bild als Mittel. Besonders schamlos posieren Asiatinnen vor dem revolutionären Triptychon „Water Lilies“ von Claude Monet, das zwischen 1914 und 1926 entstanden ist; ganze Narzisstinnen-Filmchen werden gedreht. Manchmal ist ein Kunstwerk frei vom Shooting, und die Skulpturen finden zum Glück weniger Gaffer & Knipser. Niemand beachtet „Ready Machine“ von Joseph Beuys; dieses Object trouvé wurde erst kürzlich wieder entdeckt.

Bemerkenswert wieder, wie unverschämt lässig es im MoMA zugeht. Wir sind mit Rucksack und Taschen unterwegs; einer kurvt sogar auf einem Tretroller durch die Ausstellung. Nur an einige ganz wertvolle Werke darf man nicht näher herantreten; ansonsten können wir uns vollkommen frei bewegen. Das MoMA ist in jeder Beziehung besser als das Whitney Museum: bessere Kunst, besserer Service und besserer Kuchen. Dass beide Häuser um 18 Uhr schließen, passt indes so gar nicht zur „City, that never sleeps.“

Wir fahren mit der Metro downtown – Margarete Roeder erwartet uns in ihrer Galerie zur Privataudienz. Im Museum Wiesbaden habe ich kürzlich Gemälde von Michael Toenges entdeckt; meine Neugier wurde durch die Seite www.hasenkeks.de noch größer. Seit einiger Zeit sind wir per Mail verbunden, und er hat auch dieses Treffen arrangiert. In der Galerie im 4. Stock können wir einige ältere Arbeiten von ihm sehen; im Eingangsraum stehen Feuer-Arbeiten von John Cage, der auch als Maler gearbeitet und als Pilz-Spezialist ein TV-Quiz gewann. Das angenehme & assoziative Gespräch mit Margarete Roeder springt zwischen Leben und Kunst hin und her. Wir sind von der großen Dame der Kunst ohne jede Allüren sehr beeindruckt und wollen sie auf jeden Fall im Herbst in Berlin wieder treffen, wenn sie einen Monat durch die Galerien ziehen möchte.

„Ich hätte ja auch etwas kochen können, aber ich hatte keine Lust“, erklärt sie mit  charmantem Lächeln und schenkt uns zum Abschied einen Katalog von Michael Toenges. Hunger haben wir jetzt erst recht, gegenüber ist „Dean & David“, wo wir alles finden, was wir jetzt brauchen. Unser Glück wäre grenzenlos gewesen, wäre das Einbecker Brauherren Pils im Kühlregal nicht alkoholfrei gewesen. Man kann nicht alles haben, aber einen Besuch des neuen Bahnhofs unter dem  World Trade Center sollte sich niemand entgehen lassen. Welch herausragendes Plädoyer des spanischen Architekten Santiago Calatrava für den öffentlichen Raum. Wow!

2 Kommentare zu „Day of Arts

  1. Kann das gut verstehen mit dem Respekt vor der Kunst. Es geht ja eigentlich um Verinnerlichung, ein zwar sperriges Wort ,aber es trifft genau. Kunst kann wie ein Klang sein, denke ich im besten Fal . WIe, als ob man morgens mit einem bestimmten Song aufsteht, um ihn dann erwartungsvoll zu hören… wir Europäer mit unserer kultivierten Melancholie sind daran gewöhnt, wie tief die Magie der Kunst sein kann. Trotzdem möchte ich auch gern mal ins MOmA, aber erst nach Trump.

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