Denn wir wissen, was wir tun

Luftbild des Flughafens BER "Willy Brandt" am 9.7.2013
Das Wowereit Memorial für Biodiverstät. © Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Regen und Messe – also Stau. Stop and Go am Frankfurter Kreuz, der Verkehr quält sich auf acht Spuren voran wie in LA. In den meisten Autos sitzt nur eine Person. Ich habe schon schlimmere Situationen erlebt und auch schon länger gebraucht, um gen Süden zu kommen. In Heppenheim will ich meinen Sohn treffen und brauche für die 62 km lange Strecke knapp 90 Minuten. Der ganz normale Wahnsinn auf deutschen Autobahnen; nicht bloß diese Infrastruktur ist in der Rushhour total überlastet. Letzte Woche waren wir auf der A5 nach Freiburg unterwegs – auf der rechten Spur eine einzige Kolonne von Lastern.

Es gibt nichts zu beschönigen: auch ich trage durch mein Verhalten zum Klimawandel bei, auch ich werde dafür bezahlen müssen. Diesen Montag hat der Weltbiodiversitätsrat IPBES noch einmal darauf hingewiesen, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Die Hälfte der Korallenriffe ist schon verschwunden; der Rest wird nicht überleben können. Der Grund dafür ist bekannt: die weltweite Erderwärmung. Trump hingegen leugnet den Klimawandel und sein brasilianischer Wiedergänger Bolsonaro kürzt die Mittel für den Klimaschutz um 95%! Letztlich bin ich keinen Deut besser als Trump. Ich habe mein Verhalten nicht geändert, fliege mal munter ein paar Tage nach Malle oder übers WE nach Rom. Zwar empfinde ich inzwischen auch Flugscham (diesen Begriff habe ich kürzlich gelernt), aber dem Klima ist es egal, ob ich mit schlechtem Gewissen in einem Flieger hocke oder nicht.

Der ganz normale Wahnsinn geht immer weiter, natürlich auch am BER, dessen Eröffnung nun an Dübeln und Kalksandstein endgültig zu scheitern droht – die Probleme seien seit 2012 (!) bekannt; mehr dazu im ARD-Magazin Kontraste. Vielleicht ist dieser Skandal ein Menetekel zur rechten Zeit. Vielleicht nutzen die Berliner Piefkes das Desaster als Chance zur Besinnung – und verzichten ganz auf einen neuen Flughafen. Am besten wir motten Tegel gleich auch noch ein und hätten dann im internationalen Wettbewerb einen weiteren USP (unique selling point). Berlin wäre die erste Metropole weltweit ohne Flughafen, und die Touristen blieben weg. Wowereit sei Dank!

Ein Kommentar zu „Denn wir wissen, was wir tun

  1. Mein ökologisches Gewissen beruhige ich, indem ich auf ein eigenen Auto verzichte und nur mit gesharten Vierrädern reise. Im Sommer fliege ich nach nach Lissabon und freue mich sehr darauf … Die Umwelt aber tut dies sicherlich nicht. Ich bemühe mich … mehr und mehr. Ob das reicht, ist fraglich.

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