Vorhang zu!

Das war’s dann erst einmal: Im November gibt es keine Kulturveranstaltungen mehr.© Gitti Grünkopf

„Wir würden uns freuen, wenn Sie bald wiederkommen.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich ein junger Mitarbeiter des Delphi Filmpalast in Berlin. Versprochen! Wir lieben das Kino im Kino und schauen gebannt den FRIZZ-Film des Monats: „Und morgen die ganze Welt“ von Julia von Heinz. Erzählt wird das politische Coming of Age einer jungen Baronin, die Jura studiert und es ernst meint mit ihrem Engagement gegen die Bedrohung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung durch Neonazis. Der dicht und quasi dokumentarisch erzählte Film sympathisiert mit der antifaschistischen Gruppe P31, der sich Luisa (Mala Emde) anschließt, thematisiert aber auch die Widersprüche ihrer Aktionen und Anführer. „Und morgen die ganze Welt“ wurde aus Deutschland für den Auslands-Oscar nominiert – eine sehr gute Wahl.

Bis Ende des Monats bleiben die Bühnen, Kinos, Musikclubs und Konzerthäuser geschlossen, obwohl sich Ansteckungen mit dem Virus dort nicht nachweisen lassen; in 70% aller Fälle tappen wir und die Gesundheitsämter im Dunkeln. Nicht weniger beunruhigend, dass niemand genau weiß, wie viele Mitarbeiter*innen diese vollkommen überlasteten Ämter überhaupt haben. Nicht besser sieht es in den Labors aus, die am Limit arbeiten: über 100.000 Tests sind noch nicht ausgewertet. Die nächsten Monate dürften still und ungemütlich werden, denn heute meldet das RKI wieder einen neuen Rekord; zudem füllen sich die Intensivstationen rasant mit C-Patienten. Was tun, wenn die Welle nicht gebrochen wird? Was passiert, wenn der Teil-Lockdown verlängert wird? Gibt es über die Jahre eine Ausgangssperre, um ein Super-Spreader-Silvester zu verhindern?

Die Welt ist aus den Fugen, ganz besonders in Amerika, wo Donald Trump sich zum Wahlsieger ausruft und vorzeitig die Auszählung aller (!) Stimmen mit allen Mitteln verhindern will: mit dreisten Lügen, auf juristischem Wege und am Ende womöglich noch mit den sog. Proud Boys (in den USA gibt es mehr Waffen als Einwohner). Fast die Hälfte der Amerikaner*innen haben diesen Mann gewählt, der das Land führt wie seinen maroden Konzern. Die Sehnsucht nach einem starken Mann und einfachen Lösungen irritiert und muss dennoch sehr ernst genommen werden, ganz besonders in der globalen Bubble. Denn wohlmeinende Ratschläge vom Alten Kontinent sind fehl am Platze – was den Amis ihr Trump, ist der EU Johnson, Le Pen, Salvini, Orbán und Kaczyński. God bless America!

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