
Letzte Fahrt mit der Cable Car ins Hafenviertel und dann die Treppen hoch zum Coit Tower, dort zahlen Seniors ab 62 Jahren (!) weniger Eintritt. Wir haben einen phantastischen Blick über die Stadt, wie von geheimer Hand hüllt eine Nebelbank die Golden Gate Bridge ein. Wir sind begeistert und steigen von dort hinab ins typische San Francisco. Auf zum Caffè Trieste, wo es den besten Espresso der Stadt gibt und sich eine muntere Mischung aus Hippies, Intellektuellen und natürlich Touris trifft. Neben uns sind zwei Philosophen in einen hoch konzentrierten Diskurs vertieft. Mit dem Bleistift in der Hand lesen sie „Plato’s Dialogue on Friendship“ in der Übersetzung von David Bolotin. Als sie ein netter Knuddelhund mit tiefen Augen anblickt, mache ich bekannt: „His name is Plato.“ Die Denker lassen sich amüsiert in der Exegese stören.
Weiter zu Fuß durch Straßen wie in China zur Autovermietung. Unweit von Market mit den schicken Geschäften beginnt die Ellis Street. Vor der Methodist Church liegen ein Dutzend arme Teufel mitten auf dem Gehweg. Wir gehen diesen Block auf der Straße weiter und erreichen kurz vor 6pm Hertz. Das reservierte Auto ist weg und kein anderes verfügbar – wir hätten um 10am da sein müssen! Wir pochen auf den Vertrag, der Fettsack auf die Usancen in Amerika, die Situation eskaliert. Es kann zu einem Schusswechsel kommen. Wir stecken die Pistolen weg, setzen auf Appeasement und machen einen Deal. Für 65 $ Dollar Aufschlag steht plötzlich ein weißer Hyundai vor der Tür. Ende gut, alles gut.
Souverän dirigiert uns Google Map zu SFJazz, wo heute Abend „Sex Mob plays Ellington“ auf dem Programm steht. Über den Veranstaltungsort lesen wir bei Wiki: „SFJazz ist eine 1983 in San Francisco gegründete Jazz- und Non-Profit-Organisation, die Jazzaktivitäten in der Region San Francisco bündelt. Sie veranstaltet Jazzkonzerte in ihrem SFJazz Center, organisiert das San Francisco Jazz Festival, stellt Auftritts- und Übungsmöglichkeiten für lokale Musiker zur Verfügung und ist in der Jazz-Erziehung aktiv.“ So etwas hätten wir auch gerne und würden sofort Mitglied werden.
Kurz nach halb sieben halte ich in der Nähe. Ein paar Minuten später winkt Susanne mit drei Karten. Gegenüber ist gleich ein Public Parking, wir machen den nächsten Deal und stellen unseren Schlitten für 20 $ ab. Lucky again! Bald darauf sitzen wir entspannt in einem gläsernen Konzertraum mit ausgezeichneter Akustik, sehen die Passanten vorbeieilen und erleben eine grandiose Beschäftigung des Quartetts um Steven Bernstein (slide trumpet) mit dem Duke. Beschwingt verlassen wir das SFJazz und erreichen fast zeitgleich das Haus des Cousins – er mit dem Rad, das hier einige Fans hat, wir mit dem Auto. Ein Wine Tasting passt nicht schlecht zu unserem Happy End.