Auf dem Lande

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Die weltbesten Pflaumen sind geerntet und lagern nun im Kühlschrank. Foto: Rolf Hiller

Pflaumenzeit. Natürlich sind unsere die besten der Welt, und wir fahren frohgemut zur Ernte ins Naturschutzgebiet Nuthe-Nieplitz, unweit von Beelitz. Wir haben einen Baum auf einer Streuobstwiese gepachtet, mit der einst ein Golfplatz verhindert werden konnte. Die Wiese ist vollkommen verdörrt – nach einem weiteren viel zu trockenen Sommer. Dennoch trägt unser Baum reichlich Früchte, und mit acht Händen füllen wir geschwind unsere Kisten; am Ende haben wir knapp 50 kg geerntet und eine Belohung verdient. In früheren Jahren kehrten wir immer in der „Landlust“ in Körzin ein, doch heuer ist alles anders. Das gute Restaurant existiert noch immer, aber die Betreiber mussten ihr Konzept ändern: kein Personal mehr nirgends. Die Inhaber machen notgedrungen alleine weiter. Sie kocht, er macht den Service, es gibt nur zwölf Plätze und ein Menü auf Bestellung. Zumindest hat die „Landlust“ (noch) nicht dicht gemacht wie die vielen Gasthöfe etwa im Odenwald.

LEID UND HERRLICHKEIT
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Der Regisseur Salvador Mallo (Antonio Banderas) entdeckt per Zufall ein Porträt von sich selbst. © CONSTANTIN FILM

Tags darauf gehen wir endlich, endlich mal wieder ins Kino. Leid und Herrlichkeit, der neue Meisterfilm des Spaniers Pedro Almodóvar muss es sein. Diese autofiktionale Reflexion einer künstlerischen Schaffenskrise führt einen Regisseur auch zurück in seine Kindheit auf dem Lande, wo er mit seinen Eltern in einer Höhle leben musste. Von der Mutter geliebt & gefördert, findet er seinen Weg und wird ein erfolgreicher Filmemacher. Mit leichter Hand erzählt Almodóvar, und wir verfolgen gebannt, wie ein Künstler aus zufälligen Erinnerungen & Wiederbegegnungen die Geschichte seines Lebens wieder entdeckt. „Leid und Herrlichkeit“ zählt zu den großartigen Kino-Erlebnissen dieses Jahres, ein Film, den wir gerne auf der Berlinale gesehen hätten. Die internationale Premiere war natürlich wieder in Cannes.

Im „Orfeo“, meinem Frankfurter Kino umme Ecke, freue ich mich sehr über den Trailer zu „Leid und Herrlichkeit“. Ich schaue einen Dokumentarfilm an: Raumstadt Nordweststadt. Von der Vision zur Wirklichkeit . Enno Echt & Hagen Gottschalck stellen einen Stadtteil von Frankfurt vor, der vor gut 50 Jahren auf Ackerland entstand – und dessen Konzeption noch heute überzeugt und funktioniert. Denn die Planer gingen vom Menschen aus, wollten ein Miteinander ermöglichen; die Wege der Fußgänger und Autos wurden entflochten.  Die sog. Nordi ist inzwischen zu einem Stadtviertel mit vielen Bäumen & Wiesen geworden, die Bewohner lieben ihr Quartier, es gibt keine sozialen Spannungen wie in anderen Trabantenstädten, obwohl sich die Bevölkerungsstruktur sehr gewandelt hat. Inzwischen mischen sich ältere, deutsche Bewohner fast zu gleichen Teilen mit Menschen, die einen migrantischen Hintergrund haben. „Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen“, sagt eine junge Frau nach dem Film, „aber ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie in der Nordi.“ Ob es im Jahr 2070 solch ein Kompliment für die Planer der Tristesse im Europaviertel oder auf dem Riedberg geben wird? Ich halte dagegen!

2 Kommentare zu „Auf dem Lande

  1. Danke für den Hinweis mit dem neuen Film , werde da nun unbedingt reingehen . Habe schon fast alle von aldomocar verschlungen , ein Maler als Filmemacher , sozusagen

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