Horst & Markus

Neuerdings gehen die Uhren in Bayern anders. Wurden früher nach desaströsen Wahlniederlagen die Ministerpräsidenten zurück in die Berge oder an die Seen geschickt, so wurde soeben Markus Söder mit dem historisch schlechtesten CSU-Wahlergebnis erneut und unumstritten als Ministerpräsident vereidigt. Dass er dabei mit der Schwurhand Probleme hatte, unentschieden zwischen Victory-Zeichen und Winkehand, wollen wir mal nicht als Omen werten.  Und in Kürze wird er – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche – auch als Parteivorsitzender Horst Seehofer beerben. Wie konnte es dazu kommen? Die letzten 12 Monate vor der Bayernwahl bemühte sich Seehofer nach Kräften – und der Mann hat Kraft – seinen Parteifreund Markus Söder zu verhindern, die Wahl zu versauen (wie man in Bayern so sagt). Dabei hat er es aber in Berlin mit seinen Streitereien und Rechthabereien so übertrieben, dass er gar nicht bemerkte, wie er sich selbst die Grube schaufelte, in die er dann hineinfalle sollte. Monate lang beherrschte Seehofer die Schlagzeilen, zuerst mit seinem Merkel-Bashing, mit seinen immer unverständlicheren und rechtspopulistischeren Asylvorschlägen, dann mit seinem Festhalten an einem unhaltbar gewordenen Verfassungsschutzpräsidenten – unterm Strich alles Negativ-Schlagzeilen. Das dahinter stehende Kalkül ging jedoch nur zum Teil auf: ja, die CSU verlor massiv an Stimmen, aber nein, Markus Söder schadete das eben nicht, weil der Sündenbock sich ja quasi selbst auf den Richtblock legte. Noch nie hatte die CSU so kurz nach einer Wahlniederlage den vermeintlich Allein-Schuldigen identifiziert. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass Markus Söder in Bayern alles andere als populär war, weder sein Kreuzerlass für sämtliche staatlichen Institutionen, noch seine Bayerische Grenzpolizei, noch gar sein Bayerisches Raumfahrtprogramm hatten ihm im Vorfeld der Wahl akzeptable Zustimmungswerte verschafft. Ironie der Geschichte: ohne Seehofers Krawallkurs in Berlin wäre Markus Söder heute wahrscheinlich kein Ministerpräsident mehr und auch kein designierter Parteivorsitzender. Der gute bayerische Brauch will es, dass man seinem Retter aus höchster Not in der Kirche eine Kerze anzündet. Also Markus, auf nach Altötting, dem Horst ein Licht setzen.

Pong

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