Sahara-Hitze

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Alles so schön leer & warm hier. Wagen ohne funktionierende Klimaanlage lässt die Deutsche Bahn nur ohne Passagiere fahren.

Diese Fahrt nach Frankfurt verheißt nichts Gutes: drei Wagen können nicht benutzt werden, weil die Klimaanlage nicht funktioniert. Warum dieser ICE – er startet nicht in Grönland, sondern in Gesundbrunnen – nicht benutzbare Wagen leer mitfahren lässt, weiß sicher keiner bei der Deutschen Bahn. Wir rücken zusammen & erreichen pünktlich den „Zielbahnhof“; mehrfach bittet der Zugchef „herzlich“ um Entschuldigung.  Bei der Rückfahrt nach Berlin die gleiche Situation: wieder sind bei einem neu eingesetzten Zug mehrere Wagen gesperrt. Wir starten mit Verspätung, müssen wegen einer Suizid-Drohung einen ersten Umweg nehmen und dann ab Erfurt noch einen zweiten  – Probleme mit der Lok. Es ist mir ein Rätsel, wie die Deutsche Bahn bis 2030 doppelt so viele Fahrgäste transportieren will; so tat es der Staatskonzern erst kürzlich vollmundig kund. Es fehlt in seinem Unternehmen an allem & jedem; selbst die Planung der dringend erforderlichen Neubaustrecke Fulda – Frankfurt dauert nun schon Jahrzehnte.

Soviel Zeit braucht es zum Glück nicht, ein neues Kennwort von Microsoft zu bekommen. Ich rufe dort an, ein Modern Support Ambassador meldet sich zurück. Ein TXT-Eintrag sei bei unserer Domain vorzunehmen. Gesagt, getan: auf unseren Admin ist noch stets Verlass. Inzwischen ist es kurz vor sechs im verdunkelten und schwül-heißen Büro; der Ambassador lässt um 18 Uhr den Hammer fallen. Meine Begeisterung für Exchange 365 befindet sich im freien Fall, meine Laune auch. Seit dem Morgen komme ich nicht mehr an meine Mails, und es dauert bis zum nächsten Nachmittag, ehe mir der Ambassador aus Sofia drei Buchstaben und fünf Zahlen mitteilt: mein vorläufiges Kennwort. Nach ein paar clicks bin ich wieder per Mail dabei – fünf Punkte für den Retter aus Bulgarien am bislang heißesten Tag des Jahres.

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Peer Gynt (Max Simonischek) unter Trollen. Foto: Birgit Hupfeld

Statt eines kühlen Bades im See steht Theater in der glutheißen City auf dem Programm. Das Schauspiel brütet in der Sonne – im Bistro hinter der gewaltigen Glasfassade ebenso wie im Großen Saal. Eine Klimaanlage gibt es in der Doppelanlage mit Oper und Schauspiel am Willy-Brandt-Platz noch nicht. Der Gebäudekomplex aus den 60er Jahren muss dringend renoviert werden – von mehreren hundert Millionen Euro ist die Rede. Kaum schließen sich die riesigen Türen, ist aber alles vergessen, nimmt uns die hoch gelobte Inszenierung von Andreas Kriegenburg gefangen. Sein „Peer Gynt“ ist ein wüster, bloß auf sich bezogener Bursche aus einer zerstörten Familie. „Wer bin ich?“, fragt sich ein grandioser Max Simonischek in der Titelrolle immer wieder. Er hat sich verloren – und wird sich auch nicht mehr finden in den eindrücklichen Bildern, die wir nicht vergessen werden. Nach der zweiten Pause lässt meine Aufmerksamkeit etwas nach – Bier und Dusche wären toll. Nach vierdreiviertel Stunden verlassen wir das Theater. Verschwitzt, aber glücklich. In dieser Saison habe ich nichts Besseres gesehen, im Gegenteil (Macht bloß Theater!) Bravo!

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